Im Netz wird derzeit ein Dokument des Deutschen Bundestags verbreitet: Der "Bericht zur Risikoanalyse zum Bevölkerungsschutz 2012"
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Risikoanalyse zu fiktivem Virus passt nicht zu Corona

Risikoanalyse zu fiktivem Virus passt nicht zu Corona

Anfang 2013 hat der Bundestag einen Bericht zu den Folgen einer möglichen Pandemie veröffentlicht. Diese "Risikoanalyse" kursiert derzeit im Netz, hat aber nichts mit dem aktuellen Coronavirus zu tun, wie der #Faktenfuchs zeigt.

Im Netz wird derzeit ein Dokument des Deutschen Bundestags verbreitet: Im "Bericht zur Risikoanalyse zum Bevölkerungsschutz 2012" vom 3. Januar 2013 geht es neben dem Risiko eines Schmelzhochwassers auch um eine Analyse einer möglichen Pandemie durch ein Virus. Dabei werden sehr hohe Sterblichkeitszahlen genannt, die aufhorchen lassen. Sie passen aber nicht zur aktuellen Entwicklung um das Coronavirus.

  • Dieser Artikel stammt aus 2020. Alle aktuellen #Faktenfuchs-Artikel finden Sie hier
  • Eine Risikoanalyse, die vom schlimmsten ausging

    Die Risikoanalyse "Pandemie durch Virus Modi-SARS" erarbeiteten damals das Robert Koch-Institut (RKI) und zahlreiche Bundesämter. Das fiktive Szenario beschrieb eine von Asien ausgehende, weltweite Verbreitung eines neuartigen Erregers "mit außergewöhnlichem Seuchengeschehen". Hierfür wurde der hypothetische, jedoch mit realistischen Eigenschaften versehene Erreger "Modi-SARS" zugrunde gelegt. Ein ausgedachter Erreger auf Basis des SARS-Virus von 2003.

    Am Virus "Modi-SARS" wären nach dem Szenario zum Höhepunkt der ersten Infektionswelle nach 300 Tagen etwa sechs Millionen Menschen in Deutschland erkrankt. Bei der durchschnittlichen Sterberate wurde von zehn Prozent ausgegangen, bei den über 65-Jährigen von 50 Prozent. Für das Szenario wurde ein Gesamtzeitraum von drei Jahren angesetzt, mit mindestens 7,5 Millionen Toten als direkte Folge der Infektion in Deutschland.

    Worst-Case-Szenario entspricht nicht Coronavirus

    Bei dem damaligen Szenario handle es sich nicht um eine "Vorhersage", sondern um ein Maximalszenario, "um das theoretisch denkbare Schadensausmaß einer Mensch-zu-Mensch übertragbaren Erkrankung mit einem hochvirulenten Erreger zu illustrieren". Das erklärte das RKI auf BR-Nachfrage. Bei einer Risikoanalyse geht es auch um ein Worst-Case-Szenario, in dem Unsicherheiten und Variablen eingearbeitet sind, damit im Ereignisfall alle Eventualitäten bereits bekannt sind. Für die aktuelle Situation sei dieses Szenario nicht geeignet, erklärt das Institut.

    Der Kampf gegen die jetzige Corona-Lage gründet nicht auf dem bloßen Szenario von 2012, sondern auf den aktuellen Bewertungsgrundlagen und Handlungsoptionen des Robert Koch-Instituts, dem nationalen Pandemieplan. Dieser wird durch das RKI regelmäßig der aktuellen Lage angepasst.

    Sterberate bei SARS-CoV-2 wohl deutlich niedriger

    Wie viele Menschen sterben also tatsächlich an Corona? Eine verlässliche Antwort darauf gibt es derzeit noch nicht. Zur Letalität, also der eigentlichen Wahrscheinlichkeit der Infizierten, am Coronavirus zu sterben, liegen bislang keine verlässlichen Daten vor. Ein Grund: Die Anzahl der tatsächlich erkrankten Menschen ist derzeit unbekannt und möglicherweise deutlich höher als die Zahl der gemeldeten Fälle. Damit würde sich die Letalität unter Umständen senken. Allerdings werden auf der Website des RKI verschiedene vorläufige Arten der Methodik aufgeführt. Bei allen liegt die Letalität deutlich unter den zehn Prozent der Risikoanalyse von 2012. Weitere Informationen gibt es hier unter Punkt 8 (Stand 13.03.2020, 10 Uhr).

    Fazit:

    Der "Bericht zur Risikoanalyse im Bevölkerungsschutz 2012" war eine Risikoanalyse mit einem Worst-Case-Szenario. Die dort für möglich erachtete Sterblichkeitsrate entspricht nicht der aktuellen Situation um SARS-CoV-2. Beides in Zusammenhang zu setzen, ist Desinformation.

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